Von Anfang an richtig: 8 Fehler beim Koreanischlernen

Koreanisch ist so faszinierend wie herausfordernd. Während viele von uns von der Kultur, der Musik und den Dramen Koreas angezogen werden, stellt das Erlernen des Koreanischen oft eine Hürde dar. Es gibt bestimmte Fehler beim Koreanischlernen, die viele Anfänger machen und die den Fortschritt erheblich verlangsamen können.

FEHLER BEIM KOREANISCHLERNEN: Vermeidet diese 8 Fehler beim Koreanisch lernen

In diesem Artikel beleuchten wir 8 dieser Fehler und geben Tipps, wie man sie vermeiden kann. Dabei geht es nicht nur darum, welche Techniken oder Materialien man verwendet, sondern auch um die Einstellung und Herangehensweise beim Lernen. Von der Bedeutung des koreanischen Alphabets Hangeul über die Wichtigkeit eines soliden Fundaments bis hin zur richtigen Nutzung von Medien wie Kdramas und Kpop – wir werden euch durch die häufigsten Stolpersteine führen und zeigen, wie ihr sie umgehen könnt.

Fehler #1: Romanisierung statt Hangeul

Die Verwendung der Romanisierung ist für viele der erste Fehler beim Koreanischlernen. Romanisierung ist nicht nur überflüssig, sondern kann zu einer inkorrekten Aussprache führen. Ihr wisst es vielleicht schon, aber es ist wichtig zu betonen, dass das koreanische Alphabet Hangeul der erste Schritt beim Erlernen der koreanischen Sprache sein sollte.

Die Romanisierung stellt Koreanisch mit lateinischen Buchstaben dar, wie sie im Deutschen verwendet werden. Da jedoch nicht alle koreanischen Laute direkt ins Deutsche übertragen werden können, kann dies zu einer „eingedeutschten“ Aussprache führen.

Aber hier ist die gute Nachricht: Wir brauchen keine Romanisierung, weil Hangeul als das einfachste Alphabet der Welt gilt. Tatsächlich kann man Hangeul in nur zwei Wochen meistern, indem man täglich 30 Minuten lernt.

Fehler #2: Kein solides Fundament aufbauen

Wenn ihr mit unseren Videos lernt, lernt ihr langsam. Warum langsam? Wäre es nicht besser schnell zu lernen? Nicht unbedingt. Wir lernen langsam, weil wir eine Basis brauchen auf der wir unser Koreanisch aufbauen.

Tatsächlich ist das der Fehler der am schwerwiegendsten sein kann, weil sein kann, dass man jahrelang Koreanisch lernt, aber ohne richtige Basis nie ein fortgeschrittenes Niveau erreicht. Warum ist das so?

Am Anfang bestehen unsere Sätze aus einzelnen Grammatiken. Fortgeschrittenere Sätze kombinieren aber immer mehrere Grammatiken. Wenn die Basis fehlt, versuchen wir mehrere schwierige Sachen gleichzeitig zu machen. Der Schlüssel ist es die Grundlagen so gründlich zu lernen, dass sie selbstverständlich werden und ihr nicht mehr darüber nachdenken müsst. So könnt ihr euch auf einzelne, neue, noch nicht gefestigte Grammatiken konzentrieren und diese mit bereits gefestigten Grammatiken kombinieren.

Fehler #3: Zu viele verschiedene Unterlagen

Dieser Punkt knüpft an den vorherigen an. In meinem Artikel über das Selbststudium von Sprachen habe ich bereits darauf hingewiesen: Es ist nicht problematisch, verschiedene Lernmaterialien zu nutzen. Das eigentliche Problem entsteht, wenn euch ein zentrales Lernmaterial fehlt, das eurem Koreanischlernen Struktur und Richtung gibt.

Ein fundiertes Sprachverständnis wird systematisch aufgebaut. Dabei sind bestimmte Grundlagen unerlässlich, und die Reihenfolge, in der ihr lernt, ist entscheidend. Obwohl ich gerne unseren Kanal und unsere Bücher empfehlen würde, ist es letztlich egal, welches Hauptmaterial ihr verwendet, solange es euch anspricht und einen strukturierten Lernpfad bietet. Dieses zentrale Material dient mehr als Leitfaden denn als reine Informationsquelle. Die darin vorgestellten Themen können stets durch zusätzliche Ressourcen zum gleichen Thema ergänzt werden.

Fehler #4: Sich zu viele Sorgen machen

Ihr habt vielleicht schon von uns gehört, dass ihr euch beim Koreanischlernen nicht zu viele Sorgen machen solltet. Was genau bedeutet das? Einfach ausgedrückt: Lasst euch nicht von Unsicherheiten bremsen. Lasst euch nicht aufhalten. Jetzt fragt ihr euch vielleicht: „Aber Gerhard, du hast doch betont, dass wir langsam lernen sollten?“ Das mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, aber ich erkläre es gerne.

Viele Anfänger, mich eingeschlossen, haben insbesondere bei der Aussprache, den Partikeln und den Höflichkeitsformen Zweifel. Zu Beginn versteht man nicht was die Partikel überhaupt sind. Eigentlich verstehen wir auch nicht was das Konzept der Höflichkeit im Koreanischen ist, weil es sich so stark vom Deutschen unterscheidet. Hinzu kommt die Unsicherheit bei der Aussprache. Das Problem ist, dass die richtige Aussprache erst mit der Übung kommt und wir die Konzepte der Höflichkeit und der Partikel nur im Zusammenhang mit dem Rest der Sprache verstehen können, wir mit dem Rest der Sprache noch nicht vertraut sind.

Was machen wir also? Wir legen, wie im vorigen Punkt erklärt, ein Fundament, nicht nur was einfache Grammatiken angeht, sondern auch was die Partikel und die Höflichkeit angeht. Wir verwenden die Partikel von Anfang an. Wir lernen einzelne Verwendungsmöglichkeiten, aber versuchen nicht alles auf einmal zu verstehen und machen uns keine Sorgen, wenn wir komplexe Konzepte nur im Ansatz verstehen. Ein Beispiel: In unserer Koreanisch für Anfänger Playlist wird der Themapartikel in Lektion 7 zum ersten Mal behandelt, aber erst in Lektion 41 vergleichen wir ihn mit dem Subjektpartikel und auch darüber hinaus begegnen uns diese Partikel immer wieder.

Fehler #5: Die Höflichkeit nicht richtig verwenden

Ein häufiger Fehler beim Koreanischlernen ist die falsche Anwendung von Höflichkeitsformen. Ich verstehe eure Verwirrung: Gerade habe ich betont, dass ihr euch nicht zu viele Sorgen machen solltet, und nun betone ich die Wichtigkeit der korrekten Höflichkeitsformen.

Aber lasst es mich klarstellen: Die Grundprinzipien der Höflichkeit sind einfach. Das koreanische Höflichkeitskonzept unterscheidet sich stark vom Deutschen. In Korea verwenden Erwachsene informelle Sprache, also das „Duzen“, hauptsächlich mit Freunden des gleichen Alters, Kindern oder innerhalb der Familie. Dabei ist „gleichaltrig“ in Korea sehr spezifisch und bedeutet, im selben Jahr geboren zu sein. Daher ist es zu Beginn nicht notwendig, die informelle Sprache zu verwenden. Es kann als unpassend und unhöflich empfunden werden, wenn informelle Sprache in der falschen Situation verwendet wird, aber grundlegende formelle Sprache, die -yo Form, passt meistens.

Die Höflichkeit richtig verwenden bedeutet für uns also am Anfang immer die -yo Form zu verwenden. Wir unterrichten im Anfängerkurs überhaupt keine informelle Sprache, lernen am Anfang manchmal etwas zur Höflichkeit, aber nur gemeinsam mit anderen Grammatiken und gehen bei der Höflichkeit erst in Lektion 80 weiter ins Detail. Wie die Partikel brauchen wir die Höflichkeit von Anfang an, aber Höflichkeit wird erst später kompliziert.

Fehler #6: Zufällige Sätze aus KDramen und KPop verwenden

Ein weiterer Fehler beim Koreanischlernen steht in Zusammenhang mit unserem letzten Fehler und hat mit dem Konsum von Kdramen und Kpop zu tun. In diesen Medien wird häufig eine informelle Sprachform verwendet, und insbesondere im Kpop werden Ausdrücke genutzt, die im koreanischen Alltag unüblich sind.

Obwohl wir den Konsum koreanischer Unterhaltungsmedien zur Unterstützung des Lernprozesses befürworten, betonen wir die Wichtigkeit einer soliden Grundlage. In Kdramen, die oft Themen wie Familie, Freundschaft oder Liebe behandeln, dominiert die informelle Sprache. Die Situation der Personen im Drama ist ganz anders als eure Situation, wenn ihr zum Beispiel als Ausländer nach Korea reist oder in Korea lebt. Zudem sind die Inhalte und die Sprache oft überdramatisiert und nicht immer alltagstauglich.

Hier geht es wieder darum eine Basis zu haben die es uns ermöglicht die Feinheiten der Sprache zu unterscheiden und zu verstehen und uns ermöglicht Aspekte der Sprache aufzuschnappen die für uns und unseren Alltag brauchbar und passend sind. Kdrama sind hervorragend geeignet, um Grammatik zu erkennen und zu verbessern und eure Aussprache zu perfektionieren, aber sie sind nicht die beste Quelle, um alltägliche Ausdrücke zu lernen. Es ist nicht ratsam, hauptsächlich durch das Übersetzen von Songtexten oder das Anschauen von Dramen zu lernen. Solche Methoden sollten als ergänzende Lernmittel betrachtet werden.

Fehler #7: Sätze wörtlich übersetzen

Das wortwörtliche Übersetzen von Sätzen, besonders zwischen so unterschiedlichen Sprachen wie Koreanisch und Deutsch, ist oft nicht nur ungenau, sondern auch hinderlich, wenn man fließend Koreanisch sprechen möchte. Der Grund? Das mentale Übersetzen verlangsamt das Gespräch erheblich.

Ein persönliches Beispiel dazu: Wie einige von euch wissen, arbeite ich als Tour Guide. Früher führte ich Touren sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch durch. Doch seit drei Jahren biete ich sie nur noch auf Englisch an. Letztes Jahr jedoch bestand eine Gruppe ausschließlich aus deutschsprachigen Teilnehmern, weshalb ich auf Deutsch führte. Obwohl ich bei jeder Tour denselben Inhalt vermittle, musste ich feststellen, dass ich während der gesamten Führung versuchte, meine englischen Sätze mental ins Deutsche zu übersetzen. Das Ergebnis war alles andere als flüssig und authentisch.

Wenn wir Koreanisch lernen, sollten wir nicht versuchen, aus einem deutschen „Skript“ in unserem Kopf zu sprechen. Stattdessen sollten wir uns darauf trainieren, direkt auf Koreanisch zu denken. Wie gelingt das? Indem wir uns angewöhnen, im Alltag über die koreanischen Bezeichnungen für Dinge oder Aktivitäten nachzudenken, einfache Sätze in unserem Kopf zu formulieren und mit der Zeit komplexere Gedanken in Koreanisch zu fassen.

Fehler #8: Zu früh aufgeben

Ein weiterer häufiger Fehler beim Koreanischlernen und beim Sprachenlernen allgemein sind falsch gesetzte Erwartungen. Es erfordert nicht nur Disziplin, regelmäßig zu üben, sondern auch Ausdauer, um über Jahre hinweg fließend zu werden. Die Anfangsphase einer neuen Sprache kann herausfordernd sein, da man sich erst orientieren muss. Hat man jedoch die Grundlagen erfasst, fühlt es sich an, als würde man rasch Fortschritte machen, da man von einem Anfangspunkt ohne Kenntnisse zu einem Grundverständnis gelangt. Doch auf dem Weg zur fließenden Sprachbeherrschung verweilen viele für eine Weile auf diesem Grundniveau und haben das Gefühl, nicht weiterzukommen. Es ist wichtig zu verstehen, dass jeder kleine Fortschritt einen näher zum Ziel bringt und dass der Lernweg langwierig sein kann.

Ein persönlicher Einblick: In den letzten 10 Jahren hat Hyunok viele deutschsprachige Schüler unterrichtet. Einige von ihnen haben über Jahre hinweg durchgehalten und sprechen heute fließend Koreanisch. Einige haben sich sogar entschieden, nach Korea zu ziehen und dort zu leben und zu arbeiten. Mit der richtigen Einstellung, Engagement und einer effektiven Lernmethode ist es möglich, Koreanisch zu meistern. Wir glauben fest an euren Erfolg!