Der ultimative Leitfaden zum Sprachen lernen im Selbststudium
In diesem Artikel tauchen wir in die Welt des autodidaktischen Sprachenlernens ein. Ihr fragt euch, welche Materialien ihr zum Sprachen lernen im Selbststudium braucht, wie ihr eine effektive Lernroutine aufbauen könnt oder wie ihr sogar ohne Sprachkurs echte Gespräche führen könnt? Dann seid ihr hier richtig. Ob ihr Koreanisch oder eine andere Sprache lernen möchtet, dieser Blogpost ist euer persönlicher Guide.
Meine Erfahrungen mit dem Selbststudium von Sprachen
Zuerst ein kleiner Exkurs in meine eigene Reise durch die Sprachenwelt. Stellt euch vor, es ist 2008, ich bin 21 Jahre alt und wandere den Jakobsweg entlang. Ich blieb bis 2010 in Spanien, aber hey, ich konnte kein Wort Spanisch und hatte auch keinen Job. Was macht man da? Richtig, ab in die Universitätsbibliothek und Spanisch lernen.
Lustiger Fakt am Rande: Ich hatte gerade die Schule beendet und in allen Fächern bestanden – außer in Französisch. Warum? Weil ich faul war. Aber wie sich herausstellte, lag meine Faulheit eher an fehlender Motivation. Die Schule war nicht der richtige Ort für mich, um Sprachen zu lernen.
Dann kam die Wende: Ich entdeckte, wie aufregend es ist, eine neue Sprache und damit eine neue Kultur kennenzulernen. In den nächsten 15 Jahren beschäftigte ich mich nicht nur mit Spanisch, sondern auch mit Japanisch, Chinesisch, Russisch und natürlich Koreanisch. Ich arbeitete im Tourismus, reiste viel und entwickelte eine unstillbare Neugier für Sprachen.
Gründe und Ziele: Die Wahl der richtigen Sprache
Jetzt kommen wir zum ersten und vielleicht wichtigsten Schritt auf eurer Reise zum autodidaktischen Sprachenlernen: die Auswahl der richtigen Sprache. Vielleicht habt ihr schon eine klare Vorstellung, welche Sprache es sein soll. Vielleicht sind es berufliche Ambitionen oder persönliche Gründe, die euch antreiben. Aber eines ist sicher: Ihr solltet eine Sprache wählen, die euch wirklich begeistert. Warum? Weil Sprachenlernen kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Es wird Phasen geben, in denen ihr euch durchbeißen müsst, besonders wenn ihr alleine lernt.
Ziele setzen: Der Kompass auf eurer Sprachreise
Ziele setzen ist das A und O. Ob kurzfristig oder langfristig, ob es der Umzug ins Ausland ist oder eine anstehende Prüfung – Ziele geben euch die nötige Richtung. Und keine Sorge. Wenn ihr euch schon für eine Sprache entschieden habt und bereit seid eure Ziele zu setzen, findet ihr hier einen Artikel zum Thema Sprachlernziele setzen veröffentlicht.
Lernen aus Neugier: Ein valider Grund
Aber was ist mit dem Lernen aus purer Neugier? Auch das ist ein valider Grund! Ich selbst habe viele Sprachen einfach aus Neugier gelernt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nur wenige davon wirklich fließend spreche und einige sogar komplett vergessen habe.
Motivation erhalten: Erinnerungen als Anker
Und da wir gerade bei den Gründen sind: Je klarer eure Gründe und Ziele sind, desto einfacher ist es, die Motivation hochzuhalten. Wir alle kennen das: Mit der Zeit, besonders wenn wir auf ein Plateau stoßen, vergessen wir oft, warum wir überhaupt angefangen haben. Ein kleiner Tipp: Baut Erinnerungen an eure Ziele und Gründe in euren Alltag ein. Es hilft, glaubt uns!
Lernmaterialien: Der Schlüssel zum strukturierten Lernen
Als ich vor 15 Jahren meine erste Sprache im Selbststudium lernte, war die Auswahl an kostenlosen Materialien noch recht begrenzt. Heute ist das anders: Es gibt eine Fülle an Ressourcen, viele davon kostenlos.
Hauptmaterialien: Euer roter Faden im Lernlabyrinth
Aber Achtung: Struktur ist das A und O. Ohne einen roten Faden, einen Lehrplan, den ihr folgt, wird euer Lernen fragmentiert sein. Falls kostenlose Materialien für eure Zielsprache fehlen, lohnt es sich, in eine eLearning-Plattform oder ein gutes Buch zu investieren. Und wenn eure Zielsprache Koreanisch ist, könnt ihr natürlich unserer „Koreanisch für Anfänger“-Playlist folgen.
Zusätzliche Unterlagen: Mehr Perspektiven, mehr Verständnis
Es ist wichtig, eine Hauptressource zu haben, aber ergänzt diese durch zusätzliche Materialien. Ob Videos, Blogposts oder Forendiskussionen – sie bieten neue Perspektiven und vertiefen euer Verständnis, besonders bei komplexen Grammatikthemen.
Notizbuch: Digital oder Analog?
Neben den Lernmaterialien ist ein Notizbuch oder ein digitales Notetaking-System unerlässlich. Ich persönlich bevorzuge digitale Lösungen wie Google Docs oder Notion, da sie flexibler sind. Aber das ist Geschmackssache. Manche finden, dass handschriftliche Notizen das Lernen unterstützen und bevorzugen weniger Bildschirmzeit.
Karteikartensystem: Der Anki-Weg
Last but not least, Karteikarten. Ich habe immer digitale Karteikarten verwendet, und hier ist Anki der unangefochtene König. Anki ist minimalistisch, aber effizient und arbeitet mit dem Prinzip der „Spaced Repetition“. Ihr könnt eure eigenen Karten erstellen und sogar Bilder und Beispielsätze hinzufügen. Die Einstellungen mögen anfangs kompliziert erscheinen, aber die Standardeinstellungen funktionieren in der Regel sehr gut.
Lernroutine: Wo fangen wir an?
Jetzt, wo ihr eure Unterlagen, euer Notizbuch und eure Karteikarten beisammen habt, stellt sich die Frage: Wo fangen wir an? Anfangs ist die Motivation meist hoch, alles ist neu und spannend. Aber wie ich schon im letzten Video mit den 15 Tipps zum Sprachenlernen erwähnt habe, wird diese anfängliche Begeisterung nachlassen. Dann ist Routine gefragt. Deshalb ist es wichtig, einen Plan zu haben.
Regelmäßigkeit ist der Schlüssel
Legt fest, wie oft ihr lernen wollt. Meine persönliche Regel wäre, mindestens jeden zweiten Tag zu lernen. Das heißt, ihr könnt auch täglich lernen, aber nicht zwei aufeinanderfolgende Tage aussetzen.
Kurze Lerneinheiten: Weniger ist mehr
Bestimmt, wie lange eine Lerneinheit dauern soll. Ich empfehle, die Einheiten eher kurz zu halten. Wir neigen dazu, uns zu überschätzen, und wenn wir unser Tagesziel nicht erreichen, sinkt die Motivation. Kurze Einheiten lassen sich leichter in den Alltag integrieren und können bei Bedarf verlängert werden, was oft sogar einen Motivationsschub gibt.
Was genau in einer Lerneinheit steckt, ist die nächste wichtige Frage. Und hier wird es wirklich interessant.
Üben und Anwenden: Von der Theorie zur Praxis
Das Erlernen einer neuen Sprache ist ein facettenreiches Unterfangen, das von Grammatik und Vokabular über die 4 Fähigkeiten der Sprachbeherrschung (Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben) bis hin zur praktischen Anwendung reicht. In diesem Abschnitt teile meine Strategien für ein effektives Sprachenlernen im Selbststudium.
Grundlagen: Grammatik und Vokabular
Die Grundpfeiler jeder Sprache sind Grammatik und Vokabular. Während es bei der Grammatik mehr darum geht, die Regeln und ihre Anwendung zu verstehen, liegt der Fokus beim Vokabular auf dem Merken von Wörtern. Beides ist entscheidend, um die Sprache im Alltag anwenden zu können.
Vokabeltraining: Der Schlüssel zum Langzeitgedächtnis
Ich empfehle, Vokabeln mit einem Karteikartensystem wie Anki zu lernen. Das System der „Spaced Repetition“ hilft dabei, Wörter effektiv im Langzeitgedächtnis zu verankern. Bei jeder Lerneinheit sollten alte Vokabeln wiederholt werden und ein paar neue Vokabeln hinzugefügt. In meinem Artikel zum effektiven Vokabellernen, findet ihr eine genaue Anleitung.
Grammatik: Verstehen und Anwenden
Jede Lerneinheit sollte auch eine neue Grammatikregel oder einen Teil davon umfassen. Wiederholt auch kürzlich gelernte oder noch nicht gefestigte Grammatikregeln.
Üben, üben, üben
Um eine Sprache zu beherrschen, braucht man vier Kernkompetenzen: Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. Jede dieser Fähigkeiten ist wichtig und sollte in eure Lernroutine integriert werden, wenn ihr eine Sprache im Selbststudium lernt. Darum geht es beim regelmäßigen Üben. Es geht darum, die gelernte Grammatik und die Vokabeln anzuwenden indem wir die 4 Kernkompetenzen trainieren. Die meisten Lernmaterialien enthalten Übungen, aber das Üben kann auf eine Vielzahl von Wegen passieren. Übungen sind der Teil vom täglichen Lernen der am individuellsten ist.
1. Lesen: Der erste Schritt
Das Lesen ist oft die erste Übung beim Lernen einer Fremdsprache. Es ist wichtig, so bald wie möglich zum Sprechen überzugehen. Daher empfehlen ich, immer laut zu lesen.
2. Sprechen: Selbstgespräche als Übung
Zum Sprechen braucht ihr nicht unbedingt einen Gesprächspartner. Führt Selbstgespräche, in denen ihr Sätze frei bildet und laut aussprecht. BONUSTIPP: Das könnt ihr immer und überall machen. Wenn ihr nicht alleine seid, findet das Gespräch einfach nur in eurem Kopf statt.
3. Schreiben: Tagebuch und Briefe
Die Sätze, die ihr in eurem Kopf frei bildet, könnt ihr auch aufschreiben. Ihr könntet zum Beispiel ein Tagebuch in eurer Zielsprache führen oder Briefe und andere Aufsätze schreiben.
4. Hören: Der unterschätzte Booster
Hören ist nicht nur eine der besten, sondern auch eine der unterhaltsamsten Möglichkeiten, sich mit der Sprache vertraut zu machen. Es ist ideal für das Lernen „on the go“ und kann als regelmäßiger Motivationsschub dienen. Aber Achtung: das passive Hören wird erst sinnvoll, wenn ihr die Grundlagen der Sprache kennt. Deshalb empfehlen ich passives Hören als Zusatz zu betrachten und nicht als Hauptbestandteil eurer Lernroutine. Ich empfehle, aktiv zu hören und dabei zum Beispiel Notizen zu machen.
Sobald ihr eine solide Grundlage habt, ist es Zeit, die Sprache in der realen Welt anzuwenden. Denn letztlich lernen wir eine Sprache, um uns mit anderen Menschen zu verständigen.
Sprachpartner und Lernumgebungen
Du denkst vielleicht, dass ich fließend Koreanisch spreche, weil ich mit Hyunok an dieser Website und an unserem YouTube Kanal arbeite. Aber die Wahrheit ist, ich kann mich auf Koreanisch nicht unterhalten. Warum? Weil ich die Sprache nur theoretisch kenne. Hyunok und ich sprechen Deutsch und ich habe auch keine anderen Situationen in meinem Alltag in denen ich die koreanische Sprache anwende. Theorie ist wichtig, aber die Anwendung im Alltag ist unerlässlich.
Sprachpartner finden: Tandempartner und mehr
Tandempartner sind eine großartige Möglichkeit, eine Sprache praktisch zu üben. In einer Alltagssituation wäre es schwierig, sich mit nur grundlegenden Sprachkenntnissen zu verständigen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ihr auf eine Sprache ausweicht, die beide besser beherrschen. Ein Tandempartner hingegen ist darauf vorbereitet, sich auf eurem Sprachniveau zu unterhalten. Er oder sie wird euch korrigieren und wertvolle Tipps geben, die euer Lernen beschleunigen.
Das Internet hat es einfacher denn je gemacht, einen Tandempartner zu finden. Es gibt zahlreiche Plattformen und Foren, wo ihr Menschen finden könnt, die ebenfalls einen Sprachaustausch suchen. Und wenn ihr in einer größeren Stadt lebt, gibt es oft auch lokale Treffen oder Sprachaustausch-Events. Falls ein persönliches Treffen nicht möglich ist, könnt ihr den Sprachaustausch auch online durchführen. Für eine ausführliche Anleitung, wie ihr den perfekten Tandempartner finden könnt, schaut euch unseren Artikel zum Thema Tandempartner finden an.
Online-Optionen und Privatunterricht
Der einzige Nachteil eines Tandempartners? Ihr müsst auch bereit sein, eure eigene Sprache zu „unterrichten“. Wenn ihr dazu nicht bereit seid, helfen Online-Plattformen. italki bietet zum Beispiel kostengünstige Optionen für Nachhilfeunterricht von Muttersprachlern an. Falls Geld keine Rolle spielt, ist ein Privatlehrer ebenfalls eine gute Wahl.
Die Kraft des Immersionslernens
Die effektivste Methode ist, in ein Land zu reisen, in dem die Zielsprache gesprochen wird. Aber dafür braucht ihr eine solide Basis und eine Umgebung, in der ihr nicht einfach auf Englisch oder Deutsch ausweichen könnt.
Meine persönlichen Erfahrungen: Lasst mich euch noch eine Geschichte erzählen. 2008 wanderte ich auf dem Jakobsweg in Spanien, aber ohne Grundkenntnisse des Spanischen lernte ich in diesen drei Monaten überhaupt kein Spanisch. Einige Monate später, als ich in Spanien lebte, änderte sich alles. Ich habe mir in 3 Monaten Grundkenntnisse angeeignet und der Rest ging von selbst. Innerhalb eines halben Jahres konnte ich meinen Alltag komplett auf Spanisch gestalten. 2014 wiederholte sich die Geschichte. Wieder auf dem Jakobsweg im Winter war ein Franzose, der kein Wort Englisch sprach, die erste und einzige Person die ich nach 3 Wochen des Wanderns traf. Weil wir nicht mehr alleine gehen wollten, setzten wir unseren Weg, trotz Mangel an Verständigungsmöglichkeiten, gemeinsam fort. Ich hatte von der Schule schlechte Französischkenntnisse die ich noch nie angewendet hatte, aber nach einer intensiven Woche konnte ich fließend Französisch.
Die Sprach-Bubble zu Hause schaffen
Einen Mangel an alternativen Sprachen könnt ihr auch in eurem Alltag zu Hause schaffen indem ihr alles in eurer Umgebung auf die Zielsprache umstellt. Hört Podcasts, schaut Filme und Serien nur noch in der Zielsprache, lest Zeitungen und stellt die Sprache auf eurem Handy um. So schafft ihr eure eigene „Sprach-Bubble“, die euch zum Lernen anregt.
Keine Ausreden: Sprecht, selbst wenn ihr alleine seid
Wie erwähnt, sollte euch ein Mangel an Sprachpartnern auch nicht davon abhalten, zu sprechen. Nutzt eure innere Stimme, führt Monologe oder stellt euch vor, ihr würdet mit einem imaginären Sprachpartner sprechen. Macht es zur Gewohnheit, und ihr werdet für zukünftige Gespräche in der Zielsprache besser vorbereitet sein.